Literarische Vorlagen der Lieder

SERIE VIII/Band 2: Literarische Vorlagen der ein- und mehrstimmigen Lieder, Gesänge und Deklamationen. Herausgegeben von Helmut Schanze unter Mitarbeit von Krischan Schulte. 2002. XLIV, 470 S.

Bei Schumanns Vokalwerken ist ein besonderer Quellenbereich editorisch zu berücksichtigen: die von Schumann benutzten literarischen Vorlagen seiner Vertonungen. Häufig verweisen die vom Komponisten selbst in seinen Arbeitsmanuskripten vermerkten Kurztitel sowie die darauf bezogenen Seitenzahlen auf die der Vertonung jeweils zugrundeliegende dichterische Textvorlage. Ein Teil der literarischen Handexemplare, aus denen Schumann seine Singtexte bezogen hat, ist erhalten geblieben. Darin befindliche Anstreichungen, gelegentliche handschriftliche Texteingriffe und Randnotizen des Komponisten weisen jene Handexemplare zweifelsfrei als literarische Textquellen bestimmter Vertonungen aus. Auf weitere literarische Textquellen gibt eine besondere handschriftliche Anthologie zusätzliche Hinweise. In den vornehmlich zusammen mit Clara Schumann angelegten Abschriften von Gedichten zur Composition, hat sich Schumann einen Vorrat von 169 Gedichten angelegt, von denen er 94 in verschiedenen Gattungszusammenhängen vertont hat. Allerdings fehlen diesen Abschriften, die im übrigen nicht das gesamte Vokalwerk erfassen, fast ausnahmslos bibliographische Hinweise auf die zugrundeliegenden Quellen. Deshalb muß für jeden Einzelfall die literarische Vertonungsvorlage philologisch ermittelt werden.
Der vorliegende Supplementband Literarische Vorlagen der ein- und mehrstimmigen Lieder, Gesänge und Declamationen liefert nicht nur bibliographische Nachweise für die dichterischen Quellen zu Schumanns solistisch besetzter Vokalmusik, sondern ermöglicht durch die synoptische Textpräsentation außerdem unmittelbare Vergleiche zwischen dem literarischen Originaltext und seiner kompositorischen Adaption. Damit stellt der Band nicht nur den von Schumann verwendeten literarischen Corpus für die Edition des Vokalwerks zur Verfügung, sondern eröffnet auch der literatur- und musikgeschichtlichen Forschung neue Perspektiven.